["Den Regenbogen entdeckt"
- Frankfurter Rundschau vom 29.August 1998 von Detlef Kinsler]
Shambelle bauen Stimmungen und Atmosphären auf
Sie nennen ihren Stil hiPPop. Weil das Kind für die Medien
ja einen Namen haben muß. Aber weder ist ihre Musik besonders
hip im Sinne von trendy, noch hop, weil Sprechgesang nicht ihr
Ding ist. Über den Begriff Pop kann man immer streiten. Jedenfalls
ist er bei Shambelle kein Hinweis auf radiokompatible Songs von
der Stange.
"Wenn wir Lieder schreiben, denken wir nicht darüber
nach, was wir da machen, sondern schöpfen aus dem riesigen
musikalischen Schatz, der sich im Laufe unseres Lebens angesammelt
hat", kommentiert die Sängerin Uschi Mathes die leidige
Definitionsfrage. ...
Ein Auftritt des singenden Bassisten Helmut Hattler mit seinem
Trompeter Joo Kraus gab wichtige Kicks. Sie mit ihrem Dat-Rekorder
auf der Bühne stehen und dabei so wahnsinnig abgehen zu sehen,
ermunterte Shambelle, es zukünftig auch ohne Drummer zu versuchen.
"So wurden Tab Two zu den geistigen Vätern unseres Live-Konzeptes",
bekennt Klaus, der Bassist, der auch für die Computerbeats
zuständig ist.
Gesang,
Bass und (meist) akustische Gitarre zu Loops und Programming war
anno '94 eine ungewöhnliche Mischung. Die meistgehörte
Frage, nicht nur damals: "Wo ist denn euer Schlagzeuger?"
"Uns fehlt er eigentlich nie", kontert Uschi und beschwört
das Höchstmaß an Freiheiten für Arrangements und
die Interpretation, die man sich so bewahren konnte. Die Rhythmen
aus der Maschine grooven, und der Bass und Gitarre werden alles
andere als traditionell eingesetzt. "Manchmal muß man
einfach auch vergessen, was man gelernt hat und an sein Instrument
rangehen, als hätte man es zum ersten Mal in der Hand",
beschreibt Till das Alles-ist-möglich-Prinzip des Trios.
Der Song ist das Maß aller Dinge, Stimmungen und Atmosphären
sollen aufgebaut werden ... Uschi hat einen Tip Ihrer Gesangslehrerin
längst verinnerlicht: Entdecke den ganzen Regenbogen in der
Stimme. Und wenn man die Drums per Regler im Griff hat, kann man
auch mal flüstern und wird doch gehört.
|